Selbstverständlich gibt es noch viel mehr Tiere am Darßer Ort als jene, die in den anderen Rubriken vorgestellt wurden: Spinnen, Schnecken, Muscheln, Quallen und und und. Es gibt an jedem
Grashalm, auf jedem Zweig, jedem Stück Moos oder im Sand etwas zu entdecken. Zum Beispiel die Labyrinthspinne, die zur Trichterspinnen-Familie gehört. Die Bezeichnung
"Trichterspinnen" kommt nicht von ungefähr, denn diese Spinnen bauen ein 30 bis 50 Zentimeter großes, weit gespanntes Netz, in dessen Mitte sich ein fein gewebter Trichter befindet. Im Trichter
lauert das Spinnentier. Wenn Beutetiere das Netz um den Trichter berühren, empfängt die Spinne die Vibrationen und läuft hervor, um die Beute zu packen. Nachdem die Beute mit einem Giftbiss
gelähmt wurde, wird sie in den Trichter verbracht und verspeist. Die Labyrinthspinne auf den Fotos hatte sich in einem der Wacholderbüsche am Rundwanderweg eingerichtet und ich habe mich sehr
darüber gefreut, sie aus nächster Nähe beobachten und fotografieren zu können.
Trocken und warm mag es auch eine Zugereiste: die Wespenspinne (Argiope bruennichi). Bis vor ungefähr 50 Jahren war die Wespenspinne im südlichen
Europa beheimatet, hat aber inzwischen so gut wie ganz Deutschland erorbert. Die weiblichen Wespenspinnen sind mit einer Größe von bis zu 2,5 Zentimetern eine recht imposante Erscheinung. Die
Männchen hingegen sind nur wenige Millimeter groß und deshalb äußerst schwer zu finden. Warum die Wespenspinne eben Wespenspinne heißt, erklärt sich von selbst, wenn man das Aussehen der
weiblichen Spinnen betrachtet. Die Eier werden übrigens in einen hübschen, fast kugelrunden Kokon gelegt, den man oft eher entdeckt als die Spinne. Wenn man sich ein wenig umschaut, wird man in
der Regel aber schnell fündig, da sich die Weibchen oft in unmittelbarer Nähe des Kokons aufhalten. Da es mir noch nicht gelungen ist, ein schönes Foto von den Darßer Wespenspinnen zu machen,
müssen es ausnahmsweise zwei Fotos aus Berlin tun.
Während es die zuvor vorgestellten Spinnen trocken, warm und hell lieben und brauchen Schnecken Feuchtigkeit und Schatten. In den Schilfgebieten ist die Gemeine Bernsteinschnecke häufig zu beobachten. Warum sie "BERNSTEINschnecke" heißt, ist unschwer an der Farbe ihres Gehäuses zu erkennen. Das, was wie ein filigranes Muster im Gehäuse wirkt, sind übrigens
die Gefäße des Lungengeflechts, die durch das Gehäuse durchschimmern. An anderen Orten leben die wunderbaren Gehäuseschnecken. Wunderschöne, grazile Kletterkünstler, deren Gehäuse ein
beeindruckendes Zeugnis von der Kreativität der Natur abgeben. Schneckenhäuser gibt es in unendlich vielen Farbschattierungen und unterschiedlichsten Mustern - jedes für sich ein Kunstwerk der
Natur.
Da ein Teil des Weges am Weststrand entlang führt, dürfen Muscheln natürlich fehlen. Muscheln gehören wie die Schnecken zum Stamm der Weichtiere. Im Unterschied zu den Schnecken ist ihr Gehäuse jedoch zweiklappig. Am Weststrand liegen vor allem die Schalen der Herzmuscheln, von denen es verschiedene Unterarten gibt. Die Schalen sind maximal 2 Zentimeter groß und weisen unterschiedliche Farben und Muster auf. Den leidenschaftlichen Muschelsammlern sei vorsorglich gesagt, dass die Farben der Herzmuschel sehr schnell verblassen. Innerhalb kurzer Zeit sind sie alle weiß.
Die größte Muschel im Spülsaum ist die weiße Sandklaffmuschel. Nach stürmischem Wetter findet man außerdem große Ansammlungen der braunen Miesmuschel. An dieser Stelle sei ein Wort zum Thema "Strandgut mitnehmen" erlaubt: Bernstein, Muscheln, versteinerte Seeigel, von Wasser und Wind ausgebleichtes und merkwürdig verformtes Holz - Strandgut, von dem so manches Stück den Weg in die Jackentasche oder den Rucksack findet. Millionen Hände greifen jährlich nach der natürlichen Strandausstattung und jedes Stück, das nicht dort bleibt, wo es ist, verändert den Strand, das Ökosystem. Von daher sollte man immer überlegen, ob es wirklich noch mehr Muscheln, Steine oder Treibhölzer sein müssen, die man nach Hause trägt. Oft werden sie in den heimischen vier Wänden nicht mehr beachtet oder fristen in einer Gartenecke ein unscheinbares Dasein. Bedenken Sie auch, dass es grundsätzlich verboten ist, Bodenbestandteile aus einem Nationalpark zu entnehmen. Übrigens kann man auch im Winter wunderbare Strandfunde machen. Im Eis eingefrorene Muscheln und Holzstücke bilden kleine Skulpturen und wenn die Sonne scheint, funkelt das Ganze wie ein Diamant. Ist Schnee gefallen und leicht angetaut, überziehen Millionen Eiskristalle die Steine, Muscheln und das Treibholz - eine Welt für sich, die man nicht allzu oft zu sehen bekommt. Gar nicht so selten findet man außerdem Seepocken, die auf Muschelschalen oder Steinen sitzen. Kurzum - am Strand gibt es immer etwas zu sehen.
Vor allen an stürmischen Herbsttagen ist der Spülsaum oft von Quallen nur so übersät. Dabei handelt es sich um tote Ohrenquallen, die in lebendem Zustand wunderschön anzusehen und harmlos sind.
Wenn sie tot am Strand liegen, sind sie allerdings alles andere als schön, denn von ihrem Leben bleibt nichts weiter als eine unansehnliche, glibberige Masse übrig. Hin und wieder trifft man
allerdings auch auf sehr farbenprächtige Quallenvertreter. Schon von Weitem sieht man sie im flachen Wasser gelb bis rot leuchten und wenn man näher heranggeht, blickt man auf blumenähnliche,
wirklich hübsche Geschöpfe. Dabei handelt es sich um Feuerquallen, die normaler Weise in der Nordsee leben, aber von den Herbststürmen in die Ostsee getrieben werden. Die richtiger Weise
"Gelbe Haarqualle" heißenden Wesen besitzen meterlange Tentakeln, die bei Berührung ein Nesselgift abgeben und Hautreizungen auslösen. Also: Finger
weg und wenn Sie im Wasser sind, bleiben Sie auf Abstand.