Vögel am Darßer Ort


Pfuhlschnepfen, 16.11.2018, Darßer Ort/Mecklenburg-Vorpommern
Pfuhlschnepfen, 16.11.2018, Darßer Ort/Mecklenburg-Vorpommern

Die Vogelwelt am Darßer Ort ist unglaublich artenreich. Die vorkommenden Vogelarten könnten ein dickes Buch oder diverse Internetseiten füllen, denn über jede Art gäbe es jede Menge Wissenswertes und Interessantes zu erzählen. Wie bei den Pflanzen verhält es sich demnach auch auf dieser Seite: Es kann nur ein geringer Teil jener Vögel gezeigt werden, die Ihnen am Darßer Ort über den Weg flattern können. Der Rundwanderweg durch das Gelände eignet sich jedenfalls hervorragend zur Vogelbeobachtung. Sie werden quasi auf Schritt und Tritt den gefiederten Gesellen begegnen - im Geäst der Bäume und Büsche, im Schilf, am Wegesrand, auf den Wasserflächen, am Himmel ... Das Gezwitscher, Geschnatter, Geschrei, Sirren und Zirpsen, Krächzen und Piepen wird eine lautstarke, vielfältige Untermalung Ihres Spaziergangs abgeben. Naja, zumindest vom Frühling bis in den Herbst. Im Winter wird es etwas ruhiger. Der Darßer Ort ist übrigens nicht nur Heimat einheimischer Vögel, die ganzjährig im Gebiet weilen, sondern ebenso Rast- und Überwinterungsgebiet diverser Arten aus dem skandinavischen Raum. Das heißt, es gibt Dauerbewohner und Sommergäste, Durchzügler und Wintergäste. Alle zusammen ergeben die oben bereits erwähnte Vielfalt und machen den Darßer Ort zu jeder Jahreszeit zu einem Vogelerlebnis. All jenen, die sich für die Vogelwelt dieses Gebiets interessieren, seien die Rangerführungen vor Ort ans Herz gelegt. Denn die Ranger kennen sich viel besser aus als ich und können Ihnen im Gelände alle Vögel zeigen, die gerade so unterwegs sind, während ich nur eine kleine Auswahl präsentieren kann, nämlich einige Sing- und Entenvögel sowie Limikolen. Informationen über Rangerführungen am Darßer Ort finden Sie unter "Meine Tipps für eine Wanderung am Darßer Ort".

Singvögel (Passeri oder auch Oscines)

Eine Haubenmeise sucht in den Rentierflechten nach herabgefallenen Samen der Waldkiefer, 14.02.2018, Darßer Ort/Mecklenburg-Vorpommern.
Eine Haubenmeise sucht in den Rentierflechten nach herabgefallenen Samen der Waldkiefer, 14.02.2018, Darßer Ort/Mecklenburg-Vorpommern.

Haubenmeise und Buchfink gehören zu den häufigen Singvögeln am Darßer Ort und können das ganze Jahr über beobachtet werden. Als Vogel, der an die Samen von Nadelbäumen als Hauptnahrungsquelle gebunden ist, sieht man die zierliche Haubenmeise in den Zweigen der Waldkiefern oder am Boden in den Polstern der Rentierflechten herumturnen, wo sie nach herabgefallenen Samen sucht. Unabdingbar sind außerdem alte Bäume, denn die Haubenmeise brütet in verlassenen Spechthöhlen, Astlöchern oder selbst gezimmerten Bruthöhlen. Selbstgezimmerte Bruthöhlen - das ist etwas, was man der Haubenmeise mit ihrem kleinen Schnabel gar nicht zutraut, aber nunmal den Tatsachen entspricht. Der Buchfink hingegen brütet im Geäst von Büschen und Bäumen, wo das Weibchen ein kunstvolles Nest aus Gräsern, Moosen und Federn baut. Zur Brutzeit bietet insbesondere das farbenprächtige Männchen einen grandiosen Anblick und sein Balzgesang erschallt im gesamten Gelände. In den Wintermonaten schließen sich

Buchfinken meist zu größeren Trupps zusammen, die am Boden auf Nahrungssuche gehen. Auf dem Speiseplan der Buchfinken stehen diverse Samen und Beeren sowie Insekten - alles reichlich am Darßer Ort vorhanden. Magisch angezogen wird der Buchfink von den leuchtend roten Beeren des Waldgeißblattes, die als teilweise stattliche Gewächse an den Waldkiefern emporranken. Menschen sollten übrigens tunlichst die Finger von den Geißblattbeeren lassen, denn für unsereins sind sie giftig. Hin und wieder trifft man einzelne Buchfinken an den Aussichtsplattformen oder Rastplätzen an, wo sie sich wenig schau verhalten und wie die Berliner Spatzen auf ein kleines Zubrot von den Zweibeinern hoffen.

 

Ein Buchfink-Männchen lässt sich die Beeren des Waldgeißblattes schmecken, 28.08.2019, Darßer Ort/Mecklenburg-Vorpommern.
Ein Buchfink-Männchen lässt sich die Beeren des Waldgeißblattes schmecken, 28.08.2019, Darßer Ort/Mecklenburg-Vorpommern.
Buchfink-Männchen am Rastplatz der Adlerplattform, wo es sich mit Nüssen und Brotkrumen füttern ließ, 28.08.2029, Darßer Ort/Mecklenburg-Vorpommern.
Buchfink-Männchen am Rastplatz der Adlerplattform, wo es sich mit Nüssen und Brotkrumen füttern ließ, 28.08.2029, Darßer Ort/Mecklenburg-Vorpommern.

Wie bereits geschrieben gehören Haubenmeise und Buchfink zu den Ganzjahresvögeln im Gebiet. Andere verbringen lediglich die Zeit der Brut und Jungenaufzucht im Gebiet, zum Beispiel der Neuntöter und die Klappergrasmücke. Während die Klappergrasmücke zu jenen Vögeln gehört, die man zur Balzzeit zwar bestens hört, aber nur selten zu Gesicht bekommt, können Neuntöter in unmittelbarer Nähe zum Rundwanderweg beobachtet werden. Sein Verwandter, der Raubwürger, gehört zu den Seltenheiten am Darßer Ort und ist vorzugsweise in der kalten Jahreszeit als Wintergast zu entdecken. Auch die Rauchschwalbe, die in einem der Aussichtstürme am Libbertsee ihr kunstvolles Nest baut, hält sich nur vom Frühjahr bis zum Spätsommer am Darßer Ort auf, wo sie über den Schilfröhrichten auf Insektenjagd geht. 

Neuntöter-Männchen am Rundwanderweg, 14.07.2022, Darßer Ort/Mecklenburg-Vorpommern.
Neuntöter-Männchen am Rundwanderweg, 14.07.2022, Darßer Ort/Mecklenburg-Vorpommern.
Neuntöter-Weibchen mit zwei Jungvögeln, 14.07.2022, Darßer Ort/Mecklenburg-Vorpommern.
Neuntöter-Weibchen mit zwei Jungvögeln, 14.07.2022, Darßer Ort/Mecklenburg-Vorpommern.

Neben den vorgenannten Vogelarten leben am Darßer Ort natürlich noch unzählige andere. Im Herbst, wenn viele Zugvögel auf dem Weg nach Süden oder Westen am Darßer Ort rasten, zeigt sich die Vogelwelt besonders artenreich. Aus der Finkenfamilie zeigen sich Schwärme von Distelfinken, Birken- und Erlenzeisigen, farbenprächtige Gimpel sitzen im kahlen Geäst.

Der winterliche Einflug von Seidenschwänzen ist auch am Darßer Ort ein besonderes Ereignis für Vogelfreunde, 22.01.2017, ausnahmsweise aus Berlin.
Der winterliche Einflug von Seidenschwänzen ist auch am Darßer Ort ein besonderes Ereignis für Vogelfreunde, 22.01.2017, ausnahmsweise aus Berlin.

Dort, wo es viele Beerensträucher gibt, gesellen sich zu den am Darßer Ort brütenden Mönchsgrasmücken Artgenossen aus dem Norden, um sich für den weiteren Flug in ihre Überwinterungsgebiete zu stärken. Von Frühjahr bis Spätsommer fressen Mönchsgrasmücken vor allem tierische Nahrung - Insekten, Raupen, Spinnen ... Zur Vorbereitung auf ihren langen Zug und aus Mangel an Insekten steigen sie auf zuckerhaltige Beeren um, die sie schnell an Gewicht zulegen lassen. Viele Singvögel sind also nur auf der Durchreise. Andere wiederum verbringen den Winter am Darßer Ort, solange sie dort noch Nahrung finden. Erlen- und Birkenzeisige, Rot- und Wacholderdrosseln, Goldammern, Wintergoldhähnchen - sie seien stellvertretend für alle genannt. Mit ganz viel Glück kann man in den Wintermonaten Polarbirkenzeisige entdecken, bei dem sich die Experten nicht sicher sind, ob es lediglich um die nördlichste Variante des Birkenzeisigs oder um eigene Art handelt. Mit seinem bedeutend helleren Gefieder ist er auf jeden Fall eine auffallende Erscheinung. Ein besonderes Ereignis ist der winterliche Einflug der bunten Seidenschwänze aus den skandinavischen Gegenden. Mal kommen sie in Massen, mal eher in kleinen Trupps, aber sie kommen immer und sind vorzugsweise dort zu finden, wo es rote Beeren wie die des Weißdorns oder der Eberesche gibt. Leider habe ich kein Foto, welches Seidenschwänze vom Darßer Ort zeigt. Um sie dennoch zu zeigen, müssen es zwei Fotos aus Berlin tun. Bleiben noch die, die einfach immer da sind: Amseln, Zaunkönige, Rotkehlchen zum Beispiel. Sie wandern nur in strengsten Wintern aus ihren Revieren ab.

Entenvögel (Anatidae)

Singschwan und Höckerschwan auf dem Libbertsee, 16.02.2014, Darßer Ort/Mecklenburg-Vorpommern.
Singschwan und Höckerschwan auf dem Libbertsee, 16.02.2014, Darßer Ort/Mecklenburg-Vorpommern.

Zur Familie der Entenvögel gehören nicht nur Enten wie die allseits bekannte Stockente, sondern auch Schwäne und Gänse. Schwäne sind am Darßer Ort häufig zu sehen, und zwar Höckerschwan und Singschwan. Während der Höckerschwan ganzjährig anzutreffen ist und seinen Nachwuchs in den Schilfgebieten am Rundwanderweg großzieht, hält sich der Singschwan nur ungefähr vom Spätherbst bis in den Vorfrühling im Gebiet auf. Singschwäne sind Zugvögel, deren Brutgebiete hauptsächlich in Sibirien liegen. In den Wintermonaten können beide Arten oft zusammen beobachtet werden, zum Beispiel auf dem Libbertsee. Wenn Sie bei Ihrer Wanderung am Darßer Ort trompetenartige Rufe vernehmen, sollten Sie den Blick in den Himmel richten, denn dann sind Singschwäne im Anflug. Die schönen Vögel kommunizieren unablässig miteinander. Vom Höckerschwan unterscheidet sich der Singschwan nicht nur dadurch, dass er sich nicht ganzjährig in Deutschland aufhält. Erkennungsmerkmale sind außerdem seine zierlichere, schlanke Gestalt und sein Schnabel, der im Gegensatz zum rötlichen bis rötlichbraunen Schnabel des Höckerschwans leuchtend gelb mit schwarzer Schnabelspitze ist. Außerdem fehlt ihm der charakteristische, namengebende Höcker an der Schnabelbasis des Höckerschwans. Übrigens: Auch fliegende Höckerschwäne kündigen sich durch eine recht laute Geräuschkulisse an. Ein Höckerschwan kann immerhin ein Gewicht von 13 Kilogramm erreichen und seine kraftvollen Flügelschläge sind weithin vernehmbar.

Fliegender Singschwan, 05.01.2019, Darßer Ort/Mecklenburg-Vorpommern.
Fliegender Singschwan, 05.01.2019, Darßer Ort/Mecklenburg-Vorpommern.
Fliegende Höckerschwan-Familie, 05.01.2019, Darßer Ort/Mecklenburg-Vorpommern.
Fliegende Höckerschwan-Familie, 05.01.2019, Darßer Ort/Mecklenburg-Vorpommern.

Auch bei den Gänsen verhält es sich so, dass die Graugans beispielsweise ganzjährig beobachtet werden kann und auch im Gebiet brütet, während Bläss- und Weißwangengans (die wegen ihrer weißen Kopfzeichnung auch "Nonnengans" genannt wird) lediglich Wintergäste sind, deren Brutgebiete im hohen Norden liegen. An ruhigen Herbsttagen, also wenn nur wenige Menschen unterwegs sind, kann man mit viel Glück hunderte Weißwangengänse dabei beobachten, wie sie die Beeren der Schwarzen Krähenbeere vertilgen. Graugänse wiederum sind am Darßer Ort allgegenwärtig. Selbst wenn man sie nicht sieht, gibt ihr Geschrei und Gezeter im Schilf Auskunft darüber, dass sie da sind. Insbesondere in den Vogelzugzeiten ist die Luft am Darßer Ort vom Rufen der verschiedenen Gänsearten erfüllt, die unablässig am Himmel über dem Darßer Ort unterwegs sind.

Und falls sich jetzt jemand fragt, warum ich bisher kaum ein Wort über Enten verloren habe: Am Darßer Ort gibt es derart viele Entenarten, dass die Aufzählung den Umfang dieser Seite sprengen würde. Stellvertretend für alle seien Stockente, Reiherente, Bergente, Spießente und Krickente genannt. In den Wintermonaten halten sich die Enten meist auf der Ostsee oder anderen Wasserflächen wie den Otto- oder Libbertsee auf. Bis auf den Uferbereich an der Einfahrt zum Nothafen, sind sie - wenn überhaupt - nur mit dem Fernglas zu beobachten. Auf jeden Fall aber ist es ein wunderbares Schauspiel, wenn sich tausende Reiher- und Bergenten in riesigen Schwärmen auf der Ostsee versammeln und ab und an auffliegen.

Limikolen (Charadriiformes)

Großer Brachvogel am Libbertsee, 14.11.2022, Darßer Ort/Mecklenburg-Vorpommern.
Großer Brachvogel am Libbertsee, 14.11.2022, Darßer Ort/Mecklenburg-Vorpommern.

Limikolen werden auch als Regenpfeiferartige oder Watvögel bezeichnet. Zu ihnen gehören sehr viele, sehr unterschiedliche Vogelfamilien und -gattungen, zum Beispiel Möwen und Seeschwalben, Schnepfenvögel, Regenpfeifer, Austernfischer und und und. Limikolen sind eine Wissenschaft für sich, das kann man nicht anders sagen und viele der am Darßer Ort vorkommenden Arten lassen das Herz eines jeden Vogelkkundigen höher schlagen. Schließlich sehen jene Menschen, die nicht an der Küsten wohnen (wie meinereine), Vögel wie Pfuhl- und Uferschnepfe, Großen Brachvogel, Grün- und Rotschenkel oder Flussregenpfeifer nicht alle Tage. Das ist auch der Grund dafür, dass mir dass mir die Limikolenbestimmung oft arge Schwierigkeiten bereitet, aber das nur nebenbei. Auf jeden Fall betrachte ich es als ausgesprochenes Glück, bei meinen Wanderungen am Darßer Ort Austernfischern zu begegnen oder gar einem Großen Brachvogel. Auch wenn die Fotos meist nicht optimal sind, weil es entweder zu düster ist oder die Vögel zu weit entfernt sind - das Erlebnis zählt. Wer Limikolen am Rundwanderweg erleben möchte, sollte vor allem Libbertsee Ausschau halten. Von den beiden Aussichtsplattformen aus haben Sie beste Chancen, verschiedene Arten zu entdecken. Hervorragende Beobachtungsmöglichkeiten bieten sich außerdem an der Einfahrt zum Nothafen. Der Spülsaum und die Sandbänke bieten vielen Limikolen optimale Nahrungs- und Rasthabitate, insbesondere in den Wintermonaten und den Vogelzugzeiten. Wenn ein steifer Nordost- oder Ostwind weht und bergeweise Muscheln und Wasserpflanzen an den Strand gespült hat, ist es für Sie zwar ziemlich ungemütlich, aber die Mühle dürfte sich lohnen. Austernfischer sind hier beispielsweise im November regelmäßige Gäste. Bei den Austernfischern am Darßer Ort handelt es sich meist um Jungvögel aus dem letzten Jahr oder zweijährigen Tieren (erkennbar am roten Schnabel mit dunkler Spitze bzw. dem gelb- bis orangefarbigen Schnabel.

 

Zu den häufigsten Limikolen nicht nur am Darßer Ort, sondern an allen Stränden der Halbinsel Fischland, Darß, Zingst gehören Sanderlinge. Kleine Flitzer, die meist in recht großen Gruppen am Spülsaum der Ostsee nach Nahrung suchen und dabei flink umhertippeln. Sanderlinge sind Wintergäste, deren Brutareale im hohen Norden liegen, zum Beispiel auf Spitzbergen.

Mit ein wenig Glück und jeder Menge Geduld, lassen sich im Gebiet noch viele andere Limikolen sichten. Die langschnäbeligen Pfuhlschnepfen zum Beispiel oder Dunkle Wasserläufer, die in ihren unterschiedlichen Federkleidern gar nicht so leicht zu bestimmen sind. Zu den absoluten Seltenheiten gehören die Flussregenpfeifer, die mangels geeigneter und ungestörter Brutmöglichkeiten kaum noch zu entdecken sind.