Wanderungen auf Fischland, Darß, Zingst: Überblick über das Gebiet


Der Leuchtturm am Weststrand ist eines der Darßer Wahrzeichen.
Der Leuchtturm am Weststrand ist eines der Darßer Wahrzeichen.

Den Leuchtturm am Darßer Ort kennt wohl jeder, der die Halbinsel Fischland, Darß, Zingst schon einmal besucht hat. Windflüchter und Weststrand natürlich auch. Aber Fischland, Darß, Zingst - das ist mehr als Leuchtturm, Windflüchter und Weststrand, insbesondere was den Darß angeht. Denn der besteht vor allem aus Wald. Und anders als auf Rügen, wo die von der Eiszeit erschaffenen Hügel stets Ausblicke auf das bieten, was kommt oder hinter einem liegt, zeigen sich die Schönheiten dieser Halbinsel, ihre Dörfer, Landschaften, Tiere und Pflanzen nicht auf den ersten Blick.

Das Hohe Ufer auf dem Fischland bei Niehagen an einem stürmischen Novembertag.
Das Hohe Ufer auf dem Fischland bei Niehagen an einem stürmischen Novembertag.

Alles will erwandert, gesucht und gefunden werden. Meistens erwarten den Erkundungswilligen - ob er nun zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs ist - lange Wege. Doch hinter jedem Baum, jeder Biegung am Strand, jeder Dorfstraßenkurve gibt es irgendetwas zu entdecken und zu bestaunen. Fischland, Darß und Zingst - das sind die drei Teile der Halbinsel, die wie ein Dreieck mit schmalen Schenkeln und der dicken Spitze Darß in die Ostsee ragt. Landschaftlich völlig unterschiedlich kommen die Gebiete daher, jedes für sich ein einzigartiges Juwel. Gemeinsam ist ihnen die geologische Geschichte, die sowohl von der letzten Eiszeit als auch den Kräften des Windes und Wassers in Form von Sandabtragungs- und -anlandungsprozessen oder Überflutungen gestaltet wurde und wird. Am Anfang (zwischen Dierhagen und Ahrenshoop) liegt das flache, schmale Fischland - eine weitläufige Landschaft aus Wiesen und Feldern, durchbrochen von kleinen Wäldchen und Hecken, umarmt von den Wassern der Ostsee und des Saaler Boddens. Eine Landschaft, in der man den Blick schweifen und die Seele baumeln lassen kann. Zwar bedarf es keiner großen Anstrengungen, um vom Ufer der Ostsee an das des Saaler Boddens zu gelangen. Doch wenn Sie von Wustrow aus über den historischen Ortsteil Barnstorf den Boddenweg entlang nach Ahrenshoop oder noch weiter und wieder zurück möchten, wird Ihnen dämmern, warum ich eingangs von weiten Wegen spreche. Neben flachen Landschaften und endlos scheinenden Ostseestränden hat das Fischland außerdem eine richtige Steilküste zu bieten, an deren Fuß Gesteins- und Fossiliensammler durchaus auf ihre Kosten kommen können. Allerdings nur dann, wenn der Strand unterhalb des Kliffs nicht wegen der Gefahr von Abbrüchen gesperrt ist.

Alte Waldkiefern im Darßwald.
Alte Waldkiefern im Darßwald.

Das über 3 Kilometer lange Kliff ist bis zu 16 Meter hoch und trägt den treffenden Namen "Hohes Ufer". Es säumt die Ostseeküste zwischen Wustrow und Ahrenshoop, liegt also teilweise auf dem Fischland und teilweise auf dem Darß, denn das Seebad Ahrenshoop gehört bereits zum Darß. Lediglich die Ahrenshooper Ortsteile Althagen und Niehagen befinden sich auf dem Fischland. Nicht weit hinter Ahrenshoop beginnt nicht nur der Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft, sondern auch der Darßwald. Von nun an säumen prächtige Buchenwälder und andere Waldtypen die Straße und das fast bis nach Prerow. Der Darßwald ist phänomenal. Riesig. Vielfältig. Geheimnisvoll. Einmalig. Schon er allein ist eine Reise auf den Darß wert. Ich finde ihn derart faszinierend, dass ich diesem phantastischen Stück Natur eine eigene Rubrik gewidmet habe. Nach ein paar hundert Metern ist man im Darßwald mit sich und der Natur allein. Okay, zumindest in bestimmten Zeiten und auf bestimmten Wegen. Und das etliche Kilometer bis man irgendwann aus dem Darßwald an den berühmten Weststrand heraustritt, der in Wanderführern oft schönster Naturstrand Deutschlands genannt wird. Gesagt sei, dass man am Weststrand ebenfalls höchst selten allein ist. Nämlich nur dann, wenn sich nur wenige Menschen auf dem Darß herumtreiben und das ist gerade mal von Anfang November bis Mitte Dezember und von Anfang Januar bis zu den Winterferien im Februar der Fall. In den Sommermonaten suchen Sie im Darßwald oder am Weststrand jedenfalls umsonst nach Einsamkeit. Dann ist der Weststrand meiner Meinung nach außerdem alles Mögliche, nur kein "Naturstrand". Doch das ist ein anderes Thema ...

Brunnen auf dem Gelände des Darß-Museums in Prerow.
Brunnen auf dem Gelände des Darß-Museums in Prerow.

Darßer "Hauptstadt" und Ausgangspunkt für viele Wanderungen in den Nationalpark ist Prerow mit seiner Seebrücke. Von Prerow aus kann man den Nordstrand entlang bis zum ehemaligen Nothafen und weiter bis zum Leuchtturm am Darßer Ort schlendern oder in die andere Richtung nach Zingst. Ganz zu schweigen von den Waldwegen, die nach Born, zum West- oder Nordstrand führen. Übrigens: Wer ein Seebad wie Binz, Göhren oder Sellin auf Rügen erwartet, ist in Prerow bzw. auf Fischland, Darß, Zingst falsch. Die Seebäderarchitektur wie man sie von Rügen oder Usedom kennt, sucht man hier vergeblich. Wenn überhaupt verbreiten Zingst und Wustrow ein seebadähnliches Flair. Prerow ist ländlich, dörflich, stellenweise ziemlich verbaut, aber dennoch wegen seiner Lage und des Campingplatzes in den Dünen am Nordstrand außerordentlich beliebt. Inmitten einer großartigen Natur wird dem Besucher in Prerow allerhand geboten: Konzerte, Ausstellungen, Töpfer- und Kunstmärkte, ein kleiner und feiner Biomarkt, Feste, Darß- und Bernstein-Museum. Außerdem gibt es diverse Sport- und Wanderangebote und einige Gesundheits- bzw. Wellnesstempel laden zum Entstressen ein. Mit dem "Café nu" und der "Teeschale" punktet Prerow mit zwei hervorragenden Cafés. Ansonsten sieht es kulinarisch für meinen Geschmack eher mau aus. Kurzum: Prerow mag man. Oder eben nicht. Erwähnt werden muss, dass man von Prerow aus am schnellsten zum Rundwanderweg am Darßer Ort gelangt, der in der Nähe des früheren Nothafens beginnt und wegen der am Tag in den Dünen stattfindenden Hirschbrunft mindestens genauso berühmt ist wie der Weststrand. Wer sich in diesem Gebiet aufmerksam umschaut und seine Augen mal nicht auf der Uhr oder dem Smartphone kleben lässt, kann - je nach Jahreszeit - unendlich mehr entdecken als liebestolles Rotwild: Fischotter, Rotfuchs, Neuntöter, Raubwürger, Seeadler, Hauben- oder Bartmeisen, verschiedene Limikolen, Sing- und Höckerschwäne, Kreuzottern oder Laubfrösche, Wald- und Zauneidechsen, diverse Schmetterlinge und Libellen, Austernseitlinge und Riesen-Schirmpilze, Sacholderbüsche, Rentierflechten oder Dünen-Stiefmütterchen und Berg-Sandglöckchen ...  Allein mit den dort lebenden Tier-, Pflanzen- und Pilzarten kann meinereine mehr als eine Seite füllen - und genau das tue ich ja hier, und zwar in den entsprechenden Rubriken.

Denkmalgeschützte Kate in Born.
Denkmalgeschützte Kate in Born.

Neben Prerow befinden sich Born und Wieck auf dem Darß. Zwei kleine Orte mit einigen wunderbaren Reetdachhäusern und farbenfrohen Bauerngärten, die sich zwischen der über die gesamte Halbinsel führenden Landstraße L 21 und dem Schilfsaum des Koppelstroms bzw. des Bodstedter Boddens in die Landschaft schmiegen. Vogelfreunden seien an dieser Stelle die Wiesen zwischen dem Prerower Hafen und Wieck ans Herz gelegt. In den Vogelzugzeiten finden sich dort verschiedene Gänsearten, Kiebitze und andere Vogelarten in großen Scharen ein. Unzählige Gefiederte ziehen auf den Wiesen und in den Gehölzen drumherum ihren Nachwuchs auf, zum Beispiel Schwarz- und Braunkehlchen, Wiesenpieper und Feldlerche, sofern sie nicht durch zu häufige Mahd gestört werden. An ruhigen Morgen oder am späten Nachmittag lassen sich oft Rot- und Rehwild, Rotfuchs und Feldhase auf den Wiesen blicken. Die östlichen Teile Prerows mit den Überresten der mittelalterlichen Hertesburg und dem Hafen wiederum liegen bereits auf dem Zingst, der bis zum Ende der Halbinsel reicht. Wichtigster Ort auf dem Zingst ist ... nun ja ... Zingst. Zwischen einem kilometerlangen Ostseestrand allererster Güte und dem Bodden mit der Vogelinsel Kirr gelegen eignet sich Zingst für einen Bade- oder Wanderurlaub genauso wie zum Flanieren, Kunstbetrachten oder Einkaufen. Empfohlen sei der Museumshof Zingst mit seinen historischen Gebäuden, wechselnden Ausstellungen, der Bäckerei und dem Bauerngarten - einem Gelände, auf welchem der Besucher nicht nur Interessantes über die Region und ihre Traditionen erfährt, sondern auch viele schöne Details entdecken kann. Heiratswillige, die auf der Suche nach einem passenden Ort für die Eheschließung sind, sollten einen Blick ins Standesamt auf dem Museumshof werfen. Es lohnt sich.

Darßer Türen auf dem Gelände des Museumshofs Zingst.
Darßer Türen auf dem Gelände des Museumshofs Zingst.

Unmittelbar am östlichen Ende des Ortes Zingst beginnt der Osterwald, der nach dem Darßwald das zweitgrößte Waldgebiet auf der Halbinsel darstellt. In früheren Zeiten war der Osterwald ein mooriges Gebiet mit vielen seltenen Pflanzen und Tieren. Einige der Seltenheiten leben dort immer noch, aber eben nur einige. Trockenlegung und Schadstoffeintrag haben in diesem Wald große Schädigungen hervorgerufen und die meisten der einstigen Bewohner verschwinden lassen. Heutzutage steht das Gebiet unter Schutz und das Moor wird renaturiert. An den Osterwald schließen die Sundischen Wiesen an - ein feuchtes, von Gräben und Teichen durchzogenes Wiesengelände. Die Sundischen Wiesen sind wie die Vogelinsel Kirr ein außerordentlich bedeutsames Brut- und Rastgebiet für unzählige Vogelarten, zum Beispiel Graugänse und Kraniche. Apropos Kraniche: Ein Ereignis, welches weit über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt ist, ist der alljährliche Kranichzug. Denn in den flachen Boddengewässern rasten in den Vogelzugzeiten zehntausende der erhabenen Vögel. Darüber hinaus finden sich einige Gänsearten und andere Zugvögel ein. Um insbesondere die scheuen Kraniche zu schützen, werden Teile des Gebietes während des Vogelzuges für die Besucher gesperrt. Den abendlichen Einflug der Kraniche in ihre Schlafplätze kann daher in den Sundischen Wiesen lediglich eine begrenzte Personenzahl unter Führung eines Rangers erleben. Wenn Sie also vorhaben, die Sundischen Wiesen zu besuchen und/oder dem Einflug der Kraniche beiwohnen wollen, müssen Sie sich rechtzeitig über die Sperrungs- bzw. Führungszeiten erkundigen, anmelden oder die sogenannte Nationalpark-Card erwerben. Wo Sie das tun können, erfahren Sie in der Rubrik "Hilfreiche Links".  Ich für meinen Teil muss zugeben, dass ich es bisher nicht sonderlich oft geschafft habe, die Gegend hinter Zingst zu erkunden. Es gibt allein schon auf dem Fischland und dem Darß so viel zu entdecken. Kommen Sie doch einfach mit ...

Weitere Informationen über die Natur an der Ostseeküste finden Sie auf den folgenden Seiten: