Die Halbinsel Mönchgut liegt im Südosten Rügens und beginnt in Baabe, und zwar dort, wo das Mönchgut-Tor die Bundesstraße 196 überspannt. Die Orte Baabe, Göhren,
Middelhagen, Alt-Reddevitz, Lobbe, Thiessow, Groß und Klein Zicker zählen genauso zum Mönchgut wie das Reddevitzer Höft,
der Schafberg, der Speckbusch, das Nordperd, der Thiessower Lotsenberg und die Zickerschen Berge, um nur einige
markante Landschaften zu nennen.
Das gesamte Mönchgut gehört übrigens zum Biosphärenreservat Südost-Rügen, in welchem ein großer Teil der Gebiete zusätzlich als Naturschutzgebiet ausgewiesen ist. Und das kommt nicht von ungefähr, denn das Mönchgut nennt einzigartige Landschaften sowie eine großartige Flora und Fauna sein eigen. Für mich ist das Mönchgut der abwechslungsreichste und schönste Teil Rügens. Ein Paradies aus Wasser und Land unter einem weitem Himmel. Meer, Bodden, Seen und Gräben, Hügel und Täler, Äcker und Wiesen, Wälder, endlose Sandstrände, Steilufer mit Geröllstränden ... Bunte Feldraine aus Klatschmohn, Kornblumen und Echter Kamille ... artenreiche Wiesen, auf denen es summt und brummt, flattert und zwitschert ... Strände, an denen man tatsächlich noch ab und zu allein ist ... grüne Gewölbe aus Alleebäumen mit ihrem Zauber aus Licht und Schatten ... Hügel, die atemberaubende Ausblicke auf eine unverbaute Landschaft bieten ... und Dörfer, in denen Lupinen, Margeriten, Akeleien und Stockrosen uralte Reetdachhäuser umrahmen.
Wer das ursprüngliche Rügen sucht, kann es auf dem Mönchgut noch finden. Ja. Ich weiß. Die typischen Reetdachhäuser mit ihren prächtigen Bauerngärten und
knorrigen Obstbäumen werden immer seltener. Der historische Charme vieler Dörfer verschwindet mit der Errichtung meist steriler Neubauten für den Urlaubsgast, pflegeleichten Grünanlagen, dem
Asphaltieren der Kopfsteinpflasterstraßen und dem Aufschütten von Feldwegen für Radfahrer. Und der Blick aufs Meer ist dank LNG-Terminal auch nicht mehr das, was er mal war. Dennoch ist das alte
Rügen noch nicht völig verschwunden. Halten Sie Ausschau danach, und zwar abseits der allseits bekannten Wanderwege. Biegen Sie ab auf einen
Feld- oder Waldweg, der Ihnen interessant erscheint. Erkunden und genießen Sie die Gegend. Natürlich ausschließlich dort, wo es erlaubt ist und mit dem gebotenen Respekt gegenüber der Natur sowie
den auf Rügen lebenden Menschen. Machen Sie Bekanntschaft mit den kleinen, hügeligen Nebenstraßen in Göhren oder Thiessow oder den Querwegen in der Baaber Heide. Sie werden es nicht bereuen und
viele wunderbare Momente erleben.
Und selbstverständlich lohnen die in Reiseführern angepriesenen Ausflugsziele nicht minder. Stellvertretend für alle sei hier der Speckbusch in Göhren genannt, wo Ihnen fast das gesamte Mönchgut zu Füßen liegt. Der Ausblick vom Speckbusch ist grandios und sucht auf Rügen seinesgleichen. Erzählt man über das Mönchgut, kommt man am Thema "Eiszeit" keinesfalls vorbei. Denn das Aussehen dieser einzigartigen Landschaft ist wie fast alles auf Rügen ein Ergebnis derselben. Genauer gesagt, jener Eiszeit, die vor ungefähr 2 Millionen Jahren begann und vor knapp 12.000 Jahren ihr Ende fand. Innerhalb dieser Zeitspanne wechselten sich Warm- und Kaltzeiten ab und die Landschaft, die uns heute erfreut, haben wir der letzten Kaltzeit zu verdanken. Bis auf wenige sogenannte Inselkerne wie den Lobber Ort oder den Thiessower Lotsenberg, die bedeutend älter sind als der Rest Rügens und quasi das Gerüst für die heutige Insel bildeten, blicken wir auf ein erdgeschichtlich junges Meer und Land. Als sich durch das Abschmelzen der Gletscher vor ungefähr 10.000 Jahren die Ostsee zu bilden begann und stetig vergrößerte, wurden die Inselkerne genauso wie die von der Eiszeit hinterlassenen Hügel durch Sandablagerungen miteinander verbunden.
Wind und Wasser sorgten dafür, dass unvorstellbare Mengen Material an manchen Stellen abgetragen und an anderer Stelle wieder abgelagert wurden. Die Küstendynamik war enorm und Rügen unterlag stetiger Veränderung. Wenn Sie heute zum Beispiel am Herzogsgrab in der Baaber Heide stehen und ihren Blick auf die unübersehbaren Hügel im Wald richten, sehen Sie ein Jahrtausende altes Steilufer. Das heißt, wo Sie gerade stehen, rauschten vor ungefähr 6.000 Jahren die Wellen der Ostsee heran. Kurzum: Wenn Sie auf dem Mönchgut wandern, ist die letzte Eiszeit ihre ständige Begleiterin. Bei einer Strandwanderung beispielsweise wird es nicht lange dauern, bis Sie sich nach einem der dort reichlich vorhandenen Steine bücken. Denn Steine sind neben dem Vorgenannten ein weiteres prägendes eiszeitliches Element des Mönchguts. Es gibt sie in den unterschiedlichsten Größen, Formen und Farben. Als tonnenschwerer Findling brechen Sie die Wellen der Ostsee oder liegen unterhalb der Steilküsten am Strand, aus denen sie von Wind, Wasser, Sonne und Frost herausgelöst wurden. Manche Strände bestehen nur aus Steinen und werden Blockstrand genannt.
Blockstrände sind nicht nur ein extremer Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Sie stellen vor allem ein offenes Buch der Erdgeschichte dar, welches uns im wahrsten Sinne des Wortes zu Füßen liegt. Die Gesteine stammen aus den unterschiedlichsten Erdzeitaltern und nicht wenige enthalten Fossilien - Überreste und/oder Versteinerungen längst ausgestorbener Lebensformen. Die ältesten Fossilien, die man auf Rügen finden kann, stammen aus dem Kambrium und sind um die 500 Millionen Jahre alt. 500 Millionen Jahre! Das ist für uns ein kaum zu erfassender Zeitraum und ich staune immer wieder darüber, dass Fossilien derart lange erhalten geblieben sind und sogar der Kraft der Eismassen standhalten konnten. Einige der Gesteine sind Milliarden Jahre alt, andere wesentlich jünger. Gemeinsam ist ihnen, dass sie - bis auf die Feuersteine aus den Rügener Kreidevorkommen - von den Gletschern aus nördlichen Gebieten Europas nach Rügen verfrachtet wurden, zum Beispiel von der dänischen Insel Bornholm oder aus dem schwedischen Schonen. Rügens Steine prägen übrigens nicht nur die Landschaft, sondern eigentlich alles: Straßen und Gebäudesockel aus Feldsteinen, Großsteingräber aus Findlingen, Steine als Dekoration in Gärten und Parks oder als Grundstücks- und Wegbegrenzung - die eiszeitlichen, steinernden Mitbringsel sind auf dem Mönchgut allgegenwärtig und Teil der Kultur.
Aber es sind natürlich nicht nur die Landschaften und Steine, die das Mönchgut so außergewöhnlich machen. Es sind auch und vor allem seine tierischen und pflanzlichen Bewohner, die uns auf jeder Wanderung staunen lassen. An jedem Strand, auf jedem Stück Wiese oder am Feldrain, im Wald oder am Teichufer - überall kann der Wanderer wunderbare Entdeckungen machen, wenn er seine Augen und Ohren weit öffnet, sich ein wenig Zeit nimmt und die Landschaften nicht nur durchwandert, sondern genießt. Feldhasen, Rehe und Rotfuchs lassen sich insbesondere am Morgen und ab dem späten Nachmittag entdecken ... an sonnigen Tagen kann uns am Boddenstrand sowie an Teichen die Ringelnatter begegnen und an manchem Kleingewässer ist in warmen Nächten der Balzruf der Europäischen Laubfrösche weithin hörbar ... das Gezwitscher der Rauch- und Mehlschwalben erfüllt die Luft in den Dörfern, während an den Stränden mit Steilufern die kleinen Uferschwalben ums uns herumsausen. In den Vogelzugzeiten können uns bei einem Strandspaziergang Alpen-Strandläufer und Steinwälzer begegnen, während die stattlichen Höckerschwäne das ganze Jahr über auf Rügen weilen. Die Pflanzenwelt Rügens lohnt einen ganz eigenen Blick, denn aufgrund der unterschiedlichen Lebensräume ist sie außerordentlich vielfältig.
Dort, wo Strände nicht aufgeräumt werden, entstehen überraschend farbenfrohe Oasen aus Europäischem Meersenf, Tartaren-Lattich und Acker-Gänsedistel, an deren Blüten sich Schmetterlinge wie der
Admiral oder der Distelfalter tummeln. Buchenwälder prunken im Frühling mit unzähligen Weißen Buschwindröschen, Echtem Lungenkraut und Scharbockskraut, während in den Zickerschen Bergen die
Wiesen-Schlüsselblumen, Gemeine Pechnelke und der Große Ehrenpreis Farbe in die Landschaft zaubern. Überhaupt ... die Zickerschen Berge. Einen Maitag mit blauem Himmel in den Zickerschen Bergen zu erleben, das empfinde ich als puren Luxus, als Labsal für die
großstadtgeplagte Seele, als Entspannung schlechthin. Schon allein die Ausblicke von den Zickerschen Hügeln bis zum Reddevitzer Höft und Schafberg bei Middelhagen, nach Göhren oder Lobbe,
Klein Zicker und den Thiessower Lotsenberg mit den Wassern der Ostsee, Having oder Hagenschen Wiek drumherum sind ein Erlebnis für sich. Feld- und Heidelerche singen ihr unvergleichliches Lied, der Kuckuck
ruft, alles erblüht, duftet und summt begleitet vom Tosen des Windes und dem Rauschen der Wellen, wenn ein
strammer Ost- oder Westwind weht. Ein Paradies, das es mit allen Sinnen zu erleben gilt. Von den Erinnerungen an einen Tag in den Zickerschen Bergen, die glücklicher Weise
von engagierten Menschen vor einem Ende als Golfplatz nebst Hotelanlage gerettet wurden, kann man zehren, wenn es einem nicht so gut geht oder Sorgen einen bedrücken. Sie sind ein Kraftquell,
wenn man es versteht, das Erlebte im Herzen zu bewahren. Das ist jedenfalls meine bescheidene Meinung und ich hoffe, dass Sie meine Empfindungen teilen werden, wenn Sie auf dem Mönchgut unterwegs
sind. Auf den folgenden Seiten nehme ich Sie mit auf meine Wanderungen und wünsche Ihnen viel Freude beim Umschauen.
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