Hinweis für Radfahrer, Kinderwagenbesitzer und Rollstuhlfahrer:
Radfahren ist auf dem Schafberg verboten. Sie müssen den Schafberg entweder umfahren oder das Fahrrad abstellen, bevor sie auf den Gipfel steigen (weitere Informationen siehe Text). Das Passieren des Schafbergs mit Kinderwagen oder Rollstühlen ist nicht möglich (auch nicht mit geländegängigen). Grundsätzlich ist diese Wanderung in Gänze nicht mit Kinderwagen oder Rollstühlen durchführbar.
Die Wanderung beginnt in Middelhagen, und zwar am Gasthof "Zur Linde", wo Sie in die Dorfstraße einbiegen. Rechts begleitet von Ferienhäusern und Grundstücken, die von Rüganern bewohnt werden, blicken Sie links auf Feuchtwiesen und Schilfgebiete mit den Zickerschen Bergen als eindrucksvoller Kulisse im Hintergrund. Auf den Feuchtwiesen lassen sich trotz der starken Beweidung durch Rinder noch botanische Schätze wie Sumpfdotterblumen und Kuckucks-Lichtnelken entdecken und auch für Freunde der Vogelbeobachtung bietet sich so manch erfreulicher Anblick. Rohrweihen fliegen auf der Suche nach Beute über das Schilf, hin und wieder kreisen Seeadler am Himmel. Graureiher stehen regungslos auf den Holzpfählen oder an den Wasserläufen und lauern auf kleines Getier wie Frösche oder Mäuse. Rehe äsen am Schilfrand. Die Dorfstraße ist gesäumt von teilweise uralten Robinien, Linden, Weiden und Pflaumenbäumen, die mehr als einen Blick lohnen und in denen Vögel wie Star und Bachstelze nisten. Nach ein paar hundert Metern erreichen Sie einen links abzweigenden Weg, der zum kleinen Middelhagener Hafen führt. Auf dem Weg dahin passieren Sie Wiesen, die regelmäßig vom leicht salzhaltigen Wasser der Bodden überflutet werden, was Pflanzen wie dem Strand-Dreizack, Strand-Wegerich, Gemeiner Grasnelke und Strandaster ein Auskommen ermöglicht.
Der Hafen selbst ist ein wenig imposanter Anblick, das sei gesagt. Ein paar Fischerboote dümpeln im flachen Wasser herum und das wars dann auch schon. Dafür kann man vom Ufer aus einen wunderbaren Blick auf den Ort Gager auf der anderen Boddenseite genießen, der sich am Fuß der Zickerschen Berge in die Landschaft schmiegt. Blickt man nach rechts, bekommt man außerdem einen Eindruck davon, was vor einem liegt, nämlich der Schafberg. Der Middelhagener Hafen ist übrigens besonders im Herbst ein idealer Ort, um ziehende Kraniche, Grau-, Nonnen- und Blässgänse zu beobachten. An sonnigen Tagen nimmt der Flugbetrieb am Himmel kein Ende und wenn man am Hafen auf einer Bank sitzt, den lauen Herbstwind im Gesicht und die unablässigen Rufe der durchziehenden Vögel in den Ohren - dann geht es einem einfach gut. Auch wenn sich angesichts des gehenden Sommers eine leise Wehmut ins Herz schleicht.
Wenn Sie genug gesehen haben, kehren Sie zur Dorfstraße zurück und biegen links ab. Kurz darauf passieren Sie rechts einen lauschigen, alten Hof mit knorrigen Obstbäumen. Den Abzweig nach Mariendorf daneben lassen Sie als Fußgänger rechts liegen und folgen weiter der Dorfstraße, bis diese an einem Deich mit einem leichten Schlenker nach links in einen Feldweg übergeht, auf den Sie abbiegen. Radfahrer hingegen biegen nach Mariendorf ab und müssen den Schafberg umfahren. Alternativ können Radfahrer bis zur Schaukel und dem NSG-Schild geradeaus fahren. Dort müssen Sie das Fahrrad abstellen, wenn Sie auf den Schafberg wollen, denn Fahrradfahren ist auf beiden Hügeln verboten. Die Schaukel neben dem NSG-Schild ist für Kinder eine willkommende Abwechslung und gute Pausengelegenheit für Groß und Klein. Anschließend folgen Sie weiter dem Feldweg und werden nicht nur vom schilfgesäumten Bodden begleitet, sondern gleichfalls von den beiden Hügeln des Schafbergs (einer rechts, einer geradeaus).
Vor dem rechts liegenden Schafberg-Gipfel breitet sich ein Wiesengelände aus, das insbesondere im Frühsommer farbenfroh leuchtet. Unmengen Gemeiner Grasnelken, Großer Klappertopf, Frühlings-Greiskraut, Gemeines Ochsenauge und viele andere Pflanzen locken Hummeln, Bienen und Schmetterlinge wie den Kleinen Fuchs, die Goldene Acht oder Hauhechel-Bläulinge an. Einen besonders schönen Anblick bietet der rechts liegende Schafberg-Gipfel übrigens im Juni, nämlich dann wenn der Besen-Ginster leuchtend gelb blüht und einen eindrucksvollen Kontrast zum frischen Grün und Blau des Himmels bildet. In den vereinzelten Gehölzen auf der Wiese und am Wegesrand lassen außerdem Vögel wie der Bluthänfling, Dorn- und Klappergrasmücke sowie Grauammer ihre Balzgesänge erklingen und mit etwas Geduld gut beobachten. Hin und wieder sonnen sich Ringelnattern im Gras zur Boddenseite hin oder man sieht eine Zauneidechse blitzschnell im Bewuchs verschwinden. Folgen Sie dem Feldweg bis auf den Gipfel des Schafberges. Der Schafberg beheimatet eine ganz besondere Pflanzenwelt mit diversen seltenen Arten: Berg-Heilwurz, Großer Ehrenpreis, Weiße Schwalbenwurz, Gelbe Wiesenraute und und und. Dort, wo die Weiße Schwalbenwurz gedeiht, kann der Wanderer übrigens ein Tier beobachten, welches man nicht alle Tage zu sehen bekommt und das oft auf den ersten Blick für einen sogenannten Feuerkäfer gehalten wird, der genau genommen "Gemeine Feuerwanze" heißt. Es handelt sich auf dem Schafberg um die Ritterwanze (Lygaeus equestris), deren Larven sich von der Weißen Schwalbenwurz ernähren.
Wenn Sie auf dem Gipfel angekommen sind, sollten Sie innehalten und die Ausblicke genießen: hinüber zu den Zickerschen Bergen, über Alt Reddevitz bis hin zum Reddevitzer Höft oder zum Jadschloss Granitz oder auf den Weg, der hinter Ihnen liegt bis nach Lobbe. Es ist einfach herrlich. Etwas unterhalb des Gipfel steht außerdem eine Bank, auf der es sich bestens verweilen lässt, während Turmfalken am Himmel ihre schrillen Rufe vernehmen lassen oder der Kuckuck den Frühling verkündet und Kormorane auf den Findlingen im Wasser ihre Flügel von der Sonne trocknen lassen umgeben von schneeweißen Höckerschwänen, die etwas träge im Wasser vor sich dösen. Der Schafberg ist ein besonderer Ort und ich versäume es in keinem meiner Rügenurlaube, ihn aufzusuchen.
Um vom Schafberg nach Alt-Reddevitz abzusteigen, folgen Sie einfach weiter dem Trampelpfad, der Sie an einer Wiese und blühendem Schlehen- und Brombeergebüsch vorbei und letztendlich zwischen einem Grundstück und einem alten Haus auf der Boddenseite hindurch zur Straße hinunter führt. An der Straße biegen Sie links ab und haben nun verschiedene Möglichkeiten, eine größere Pause einzulegen. Wer Kinder dabei hat und/oder picknicken möchte, kann dies auf dem Spielplatz neben der Straße am Bodden tun. Außerdem bietet sich im Sommer die Möglichkeit, kurz mal ins kühle Nass zu springen.
Wer Lust auf Kaffee, Kuchen, Eis oder etwas Herzhaftes hat, kann ins Moccavino oder ins Poken Stuw einkehren. Mein Favorit war wegen der phantastischen Torten in früheren Jahren das Moccavino. Nach mehreren unschönen kinder- und hundefeindlichen Erlebnissen ist das Moccavino für mich jedoch tabu. Ich bevorzuge das Poken Stuw, wo man neben leckerem Kuchen auch ein Fischbrötchen bekommt und in einfachem Ambiente gut aufgehoben ist. Unmittelbar hinter dem Poken Stuw müssen Sie rechts abbiegen und nun der Straße folgen. Rechts und links wird die Straße von Häusern flankiert, von denen einige wirklich ausgesprochen hübsch und von farbenfrohen Bauerngärten umgeben sind. Im weiteren Wegverlauf passieren Sie einen Reiterhof und gelangen schließlich an eine Weggabelung mit Wegweiser. Rechts geht es nach Mariendorf, links auf den Fliegerberg hinauf und geradeaus zum Herzogsgrab, dem nächsten Etappenziel der Wanderung. Wer Lust und Zeit hat sollte unbedingt den Fliegerberg besteigen, einem kleinen Naturschutzgebiet, welches mit einem großen Bestand an Besenginster und eindrucksvollen alten Ebereschen aufwartet. Von oben hat man eine schöne Sicht hinüber zum Schafberg und auf Alt-Reddevitz.
Um zum Herzogsgrab zu gelangen, nimmt man den Weg geradeaus - quasi am Fliegerberg vorbei. Der Feldweg am Fliegerberg gehörte bis 2022 zu meinen Lieblingswegen. Naturbelassen und von verschiedenen Gehölzen wie Besen-Ginster, Birnen- und Apfelbäumen und diversen krautigen Pflanzen begrenzt, unter denen sich hier und da sogar Gemeiner Augentrost und Berg-Sandglöckchen entdecken ließen, war der Weg bis zum Herzogsgrab ein Erlebnis für sich, einfach ein wahrhaftig ursprüngliches Stück Rügen, welches ich zu jeder Jahrenszeit genossen habe. Im Laufe des Jahres 2022 wurde der Weg jedoch massiv befestigt und verbreitert, wobei die Pflanzenwelt in den Randbereichen rücksichtslos entfernt bzw. beschädigt und den dort lebenden Eidechsen auch kein Gefallen getan wurde. Radfahrer müssen sich nun zwar nicht mehr durch die Stellen mit Zuckersand quälen oder vom Rad absteigen und Jäger sowie Förster haben ungehinderte Zufahrt in den Wald (Autos mit Urlaubern allerdings auch), aber der Weg hat als Erlebnis und Lebensraum vieler Tier- und Pflanzenarten einfach nur verloren. Als Fußgänger sollten Sie sich außerdem in den Kurvenbereich vor heransausenden Radfahrern in Acht nehmen, die ungebremst die Kurven nehmen. Wenn Sie dem Weg folgen, sollten Sie immer mal wieder aufmerksam in die angrenzenden Wiesengelände schauen, auf denen man sehr oft Feldhasen und Rehe entdecken kann und sehr stattliche Kolkraben ihr Brutrevier haben. Sehenswert außerdem die efeubewachsenen Bäume und blühenden Wildkirschen auf der rechten Seite kurz bevor man den Wald am Herzogsgrab betritt.
Wenn Sie den Beginn des Waldes (Baaber Heide) erreicht haben, sind es noch ungefähr 100 Meter, bis Sie das Herzogsgrab erreichen. Es liegt unmittelbar an einer Wegkreuzung mit Wegweiser auf der linken Seite und ist nicht zu übersehen, zumal es auch eine Hinweistafel gibt, die über das Großsteingrab informiert. Flankiert von einer äußerst mächtigen Rotbuche und mit Blick auf ein ehemaliges Steilufer der Ostseeküste erlebt man am Herzogsgrab insbesondere bei einer tiefstehenden Sonne phantastische Stimmungen.
Ein ehemaliges Steilufer der Ostseeküste? Mitten im Wald? Ja. Ganz genau. Wenn Sie Ihren Blick auf die unübersehbaren Hügel im Wald richten, sehen Sie ein Jahrtausende altes Steilufer, das nach einer Muschel benannte Littorina-Kliff. Das heißt, dort wo Sie gerade stehen, rauschten vor ungefähr 6.000 Jahren die Wellen der Ostsee heran und die Findlinge, aus denen das jungsteinzeitliche Großsteingrab (zwischen 3500 und 2800 vor Christus) gebaut wurde, stammen höchstwahrscheinlich genau aus jenem Steilufer. Neben der imposanten Rotbuche, die in feuchten Herbstwochen von imposanten, blütenförmigen Riesen-Trameten umgeben ist, lassen sich rings um das Herzogsgrab und im weiteren Wegverlauf diverse Pflanzen bestaunen: Gelbe und Weiße Buschwindröschen, Wald-Veilchen, Hohler Lerchensporn, Wald-Bingelkraut, Hain-Sternmiere, Rainkohl, Waldmeister ... Hin und wieder kreuzt ein Fuchs den Weg und Schwarzspechte lassen ihre typischen Rufe erklingen, die durch den gesamten Wald schallen. Um die Wanderung fortzusetzen, folgen Sie dem Hauptweg ein Stück, bis rechts ein schmaler Weg auf das Littorina-Kliff hinaufführt. Radfahrer müssen auf dem Hauptweg bleiben. Sind Sie oben angekommen, biegen Sie links ab. Von nun an laufen Sie eine gute Strecke auf dem ehemaligen Steilufer entlang und erst von hier oben wird deutlich, wie hoch dieses Kliff tatsächlich gewesen ist. Folgen Sie dem Weg, bis Sie die Landstraße 292 erreichen, die an dieser Stelle das Littorina-Kliff durchschneidet und setzen Sie die Wanderung auf der gegenüber liegenden Straßenseite fort.
Die Wanderung führt nun durch Teile der Baaber Heide. Zunächst wird der Weg von knorrigen Eichen begleitet, unter denen Pflanzen wie Maiglöckchen, Wald-Veilchen, Große Sternmiere oder Hain-Wachtelweizen bestaunt werden können. Hinter den Eichen erstreckt sich Rotbuchen-Wald. Nach ein paar hundert Metern erreichen Sie eine Weggabelung und biegen links ab. Sie durchschreiten nun unterschiedlichste Waldtypen, in denen sich - je nach Jahreszeit - eine unterschiedliche Vegetation und auch Pilzwelt zeigt: Weiße Buschwindröschen, Goldnessel, Hain-Sternmiere und Große Sternmiere sind die häufigsten Pflanzen in diesem Gebiet, in welchem Bunt- und Schwarzspecht sowie Hohltaube ihre Brutreviere haben. Während man Buntspechte recht häufig zu Gesicht bekommt, können Schwarzspecht und Hohltaube meist nur gehört werden. Das Schöne an diesem Weg ist, dass man die meiste Zeit allein ist und nur selten andere Menschen trifft. Aufgrund der Wegbeschaffenheit ist der Weg außerdem für Fahrradfahrer nicht attraktiv, so dass man die Geräusche, Düfte und Anblicke des Waldes in Ruhe genießen kann. Wenn Sie an eine Wegkreuzung gelangen, biegen Sie rechts ab und stoßen kurz darauf auf einen Plattenweg (den ...), der nach Middelhagen führt (erkennbar am rechts liegenden Picknickplatz).
Der Plattenweg führt direkt zum Ortsrand von Middelhagen und wird von Ackerland begleitet. Rechts haben Sie wunderbare Ausblick auf die Alleebäume der Landstraße 292, links auf die Wiesen und Felder in Richtung Lobbe. Am Rand der Äcker zeigt sich im Frühsommer ein farbenprächtiges Stelldichein verschiedener Ackerpflanzen: Kornblumen, Klatschmohn, Acker-Krummhals, Acker-Stiefmütterchen und Echte Kamille bilden einen artenreichen Feldrain, wie man ihn heutzutage nur noch selten erleben kann. Die Blüten ziehen viele Bienen, Hummeln und Schmetterlinge an. In den Äckern singen Feldlerchen ihr Lied und vollführen ihre eindrucksvollen Balzflüge: Laut singend steigt das Lerchenmännchen hoch in den Frühlingshimmel auf, um sich dann abrupt in Richtung Boden hinabfallen zu lassen. Auch die gelb gefärbten Wiesen-Schafstelzen lassen sich vom Weg aus gut beobachten. Meist sitzen die Männchen auf einem der höchsten Getreide- oder Rapshalme und zwitschern leise vor sich. Im Herbst, wenn die Felder abgeerntet und gepflügt sind, können Zugvögel wie Kiebitze