Außerdem muss ich zugeben, dass ich keine Freundin des Blumenpflückens in Feld und Flur bin. Ja, es ist schön, sich einen Wildblumenstrauß zu pflücken. Es macht Spaß und ruft längst
vergessen geglaubte Erinnerungen an Kindheitstage hervor. Aber in Zeiten, in denen immer mehr Arten aus unseren Landschaften verschwinden, in denen immer weniger gesummt, gebrummt,
gezwitschert und gesungen wird, sollte jede Pflanze an dem Ort verbleiben, wo sie nunmal ist. Und wenn Sie den Kornblumen am Wegesrand nicht widerstehen können, dann pflücken Sie doch
bitte so, dass Sie nicht den halben Feldrain verwüsten, nur weil ihnen die Blüte zwei Meter weiter mitten im Kornfeld schöner vorkommt als die, die vor ihrer Nase steht. Denken Sie daran,
dass Sie vielleicht noch Stunden zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs sein werden und der Strauß in dieser Zeit verwelkt. Und auch wenn es toll ist, mit den Kindern aus den Blüten der
Gemeinen Grasnelke einen Haarkranz zu flechten - es verbietet sich von selbst, in Naturschutzgebieten auf der Wiese zu liegen und/oder Blumen zu pflücken. Auch dann, wenn Sie finden, es
gäbe doch mehr als genug Blumen um Sie herum. Tatsächlich steht die Gemeine Grasnelke auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten und ist grundsätzlich geschützt. Egal, ob sie
in Schutzgebieten wächst oder nicht. Blumen, egal ob geschützt oder nicht, ob selten oder häufig, stellen die Nahrungsgrundlage unzähliger Tiere dar und sind kein Spielzeug für uns
Zweibeiner. Begegnen Sie der Natur Rügens mit Respekt. Es ist das Mindeste, was Sie für alle Lebewesen tun können - sich selbst und ihre Kinder eingeschlossen. Sorry, aber das musste ich
loswerden. Egal, in welcher Ecke Rügens Sie sich rumtreiben - ich wünsche Ihnen eine schöne Zeit mit vielen wunderbaren Entdeckungen. Frühling, Sommer und Herbst sind die Zeiten, in denen
unsere Pflanzenwelt in all ihrer Vielgestaltigkeit und Farbenpracht zu bestaunen ist. Oft genügt schon ein Blick auf die Düne neben dem Strandübergang oder die Wiesenareale rechts und
links der Deiche, um ins Staunen zu kommen. Selbst ein auf den ersten Blick botanisch uninteressant wirkender Strand kann überraschend bunt sein und Pflanzen sein eigen nennen, die in
Bezug auf Aussehen, Lebensweise und Anpassungsfähigkeit an einen extremen Lebensraum einfach großartig sind. Wir müssen nur genau hinschauen.