Wanderungen auf Rügen


Flora und Fauna, Geologie und Fossilien, Archäologie, die besten Badestrände, die schönsten Hotels, das sonnigste Wetter, phantastische Ausflugsziele und Wanderwege, Weltnaturerbe, Museen und Kultur, altehrwürdige Alleen, Bäderarchitektur, der Rasende Roland ... Diese Aufzählung entbehrt natürlich jeglicher Vollständigkeit, zeigt aber eindrucksvoll schon mal eines auf: Rügens Vielseitigkeit. Und ebenso, dass über Rügen alles bereits zigmal geschrieben wurde. Nicht nur im Internet, sondern vor allem in den Zeiten davor: Reisebeschreibungen, Wanderführer, floristische, faunistische und geologische Schriften, Gedichte, archäologische Abhandlungen über Großsteingräber usw. usf.. Nicht zu vergessen all die Gemälde, Skulpturen und was sonst noch unter den Begriff "Kunst" fällt. Inzwischen liegen in den Buchhandlungen sogar Kriminalromane, die auf Rügen spielen und es vergeht kein Sommer ohne Fernsehreportagen über Deutschlands größte Insel. Ich werde mir daher Ausführliches über einige der vorgenannten Dinge verkneifen, mich auf das persönlich Erlebte, meine Begegnungen mit der Natur und das, was ich für interessant halte, beschränken.

Zuerst sei gesagt: Ich liebe Rügen. Diese Insel, die ihre landschaftliche, geologische und biologische Vielfalt hauptsächlich der letzten Eiszeit verdankt, die ungefähr vor 2 Millionen Jahren begann und vor knapp 12.000 Jahren zu Ende ging. Auf Rügen begegnet man den eiszeitlichen Hinterlassenschaften im wahrsten Sinne des Wortes auf Schritt und Tritt. Egal, ob man einen Hügel erklimmt, einen Blockstrand am Fuße der Kliffs entlang marschiert und die tonnenschweren Findlinge bestaunt oder ob man an einem der Kilometer langen Sandstrandbuchten liegt - das Wirken der Gletscher ist allgegenwärtig. Ja, sogar die Ostsee ist ein Ergebnis der klirrenden Kälte, wenn auch der abtauenden Eismassen. Selbst die ungefähr 67 Millionen Jahre alten Kreidefelsen blieben von den Kräften der Eismassen nicht verschont - aufgefaltet, verschoben und mit eiszeitlichen Ablagerungen wie Geschiebemergel und Schmelzwassersanden durchzogen sind sie zum Wahrzeichen Rügens avanciert. Kopfsteinpflasterstraßen sind genauso das Werk der Eiszeit wie die Feldsteinsockel mancher Häuser und Kirchen oder die aus riesigen Brocken bestehenden Großsteingräber. Denn ohne die Eiszeit gäbe es die steinernen Gesellen aus dem hohen Norden auf Rügen nicht. Sämtliche Steine auf Rügen  - egal welcher Größe und ob mit oder ohne Fossilien - wurden von den Gletschern aus nördlichen Gefilden herangeschafft. Bis auf die Feuersteine, denn die sind in der Kreide entstanden, für deren Bildung mikroskopisch kleine Lebewesen in einem flachen, warmen Meer verantwortlich waren. Das mal in aller Kürze. Die spannende Geologie Rügens ist ein äußerst umfangreiches Kapitel und an dieser Stelle möchte ich es bei den kurzen Bemerkungen dazu belassen, werde jedoch dann und wann darauf zurückkommen. Es geht einfach nicht anders.

Wie es sich für eine Liebende gehört, finde ich mein Objekt der Begierde natürlich immer schön - bei jedem Wetter, zu jeder Jahreszeit. Wobei ich dem Mai mit jenen lauen Tagen, die bereits vom Sommer künden, den absoluten Vorzug gebe. Einen Maitag mit blauem Himmel in den Zickerschen Bergen auf dem Mönchgut zu erleben, empfinde ich als puren Luxus, als Labsal für die großstadtgeplagte Seele, als Entspannung schlechthin. Schon allein die Ausblicke von den Zickerschen Hügeln bis zum Reddevitzer Höft und Schafberg bei Middelhagen, nach Göhren oder Lobbe, Klein Zicker und den Thiessower Lotsenberg mit den Wassern der Ostsee, Having oder Hagenschen Wiek drumherum sind ein Erlebnis für sich. Auge und Nase werden vom Anblick und Duft farbenfroher, artenreicher Wiesen verwöhnt ... unzählige Vögel liefern sich einen klangvollen Wettstreit mit dem Summen der Wildbienen und Hummeln begleitet vom Tosen des Windes und dem Rauschen der Wellen, wenn ein strammer Ost- oder Westwind weht. Und all das ist eingebettet in die unvergleichliche, großartige Kulisse dieser Landschaft. Ein Paradies, das es mit allen Sinnen zu erleben gilt. Von den Erinnerungen an einen Tag in den Zickerschen Bergen, die glücklicher Weise von engagierten Menschen vor einem Ende als Golfplatz nebst Hotelanlage gerettet wurden, kann man zehren, wenn es einem nicht so gut geht oder Sorgen einen bedrücken. Sie sind ein Kraftquell, wenn man es versteht, das Erlebte im Herzen zu bewahren.

 

Überhaupt. Das Mönchgut. Für mich der abwechslungsreichste Teil der Insel. Meer, Bodden, Hügel, flaches Land, Äcker, Wiesen, Wälder, Dörfer, Großsteingräber, Feuchtgebiete, Sand- und Geröllstrände, Steilküsten - hinter jeder Kurve zeigt sich ein neues Panorama. Falls Sie Ihr Urlaubsquartier in Göhren, Lobbe, Middelhagen oder Thiessow aufgeschlagen haben, können Sie Ihr Auto getrost stehen lassen. Man kann einfach loslaufen oder das Fahrrad nehmen (oder den mit der Kurkarte kostenlosen Ortsbus). Wer das ursprüngliche Rügen sucht, der kann es auf dem Mönchgut noch finden. Ja, ich weiß. Die alten Reetdachhäuser mit ihren prächtigen Bauerngärten und knorrigen Apfelbäumen werden immer seltener, der historische Charme vieler Dörfer schwindet mit der Errichtung meist steriler Neubauten und dem Asphaltieren der Kopfsteinpflasterstraßen. Dennoch ist das typische Rügen auf dem Mönchgut noch nicht völlig verschwunden. Suchen Sie danach, und zwar abseits der allseits bekannten Wanderwege. Biegen Sie ab auf einen Feld- oder Waldweg, der Ihnen interessant erscheint. Erkunden und genießen Sie die Gegend. Natürlich ausschließlich dort, wo es erlaubt ist und mit dem gebotenen Respekt gegenüber der Natur sowie den auf Rügen lebenden Menschen. Machen Sie Bekanntschaft mit den kleinen, hügeligen Nebenstraßen in Göhren oder Thiessow. Sie werden es nicht bereuen. Und selbstverständlich lohnen die in Reiseführern angepriesenen Ausflugsziele nicht minder. Stellvertretend für alle sei hier der Speckbusch in Göhren genannt. Hier liegt Ihnen fast das gesamte Mönchgut zu Füßen. Der Ausblick vom Speckbusch ist einfach grandios.

Sollten Sie auf dem Jasmund weilen, belassen Sie es bitte nicht bei einem Besuch der weltberühmten Kreideküste. Die Kreideküste, vom Nationalpark mit seinen Buchenwäldern gekrönt, die zum Teil seit 2011 den Titel "UNESCO-Weltnaturerbe" tragen, ist einzigartig in Deutschland. Wunderschön und beeindruckend ohne Frage, aber dieses großartige Stück Erdgeschichte stellt eben nur einen kleinen Teil der Halbinsel Jasmund dar. Wenn Sie sich in jenem Gebiet auf die Socken machen, das dem Inselinneren zugewandt ist, werden Sie staunen und feststellen, dass es das weiße Gold Rügens nicht nur an der Küste gibt. Allerdings sollten Sie stets genügend Trink- und Essbares mit sich führen, denn Ortschaften und somit Gastronomie sind - anders als auf dem Mönchgut, wo Sie in jedem Ort etwas schnabulieren können - dünn gesät. Äußerst dünn sogar. Es sei denn, Sie schauen sich Sassnitz an. Die Altstadt zum Beispiel, wo man sich in den schmalen Gassen insbesondere im Sommer glatt am Mittelmeer wähnt und sich im StrandCafé Sassnitz mit direktem Blick aufs Wasser wohlschmeckend versorgen lassen kann. Empfehlenswert ist außerdem ein Spaziergang auf der 1,5 km langen Hafenmole, der Ihnen völlig neue Eindrücke von der Jasmunder Hauptstadt bescheren wird und wo Ihnen immer ein strammer Wind um die Ohren weht. Wenn die Herbstnebel den Jasmund in ein graues Kleid hüllen und eine ganz eigene Stimmung schaffen, ist die Zeit der Zugvögel gekommen. Kraniche und Gänse suchen auf den Feldern und Wiesen nach Nahrung und stärken sich für den Flug in ihre Überwinterungsgebiete. Die unverkennbaren Rufe erfüllen die Luft und erinnern uns an den nahenden Winter. An manchen Morgen ist der Nebel derart dicht, dass man die Vögel nur hört, aber nicht sieht. Zugegeben: Das sind etwas unheimliche Momente, aber von einer emotionalen Intensität, wie ich sie auf meinen zahllosen Wanderungen auf Rügen nur selten erlebt habe.

 

Die um 1400 erbaute Bobbiner Kirche thront weithin sichtbar auf einem Hügel.
Die um 1400 erbaute Bobbiner Kirche thront weithin sichtbar auf einem Hügel.

Nicht weniger schön ist der Einflug der Kraniche in den Großen Jasmunder Bodden. Ein Schauspiel, dem man im Oktober ab dem späten Nachmittag zum Beispiel vom Bobbiner Tempelberg aus beiwohnen kann. Die Aussicht vom Tempelberg ist übrigens auch ohne Kraniche sehenswert und wer mag, kann von dort in das Örtchen Bobbin laufen, dessen Kirche weithin sichtbar über der gesamten Landschaft thront. Die einzige aus Feldsteinen um 1400 erbaute Kirche Rügens lohnt genauso einen Besuch wie der Hofladen in einem historischen Gebäude. Neben regionalen Bioprodukten werden in uriger Atmosphäre Kaffee und Kuchen sowie herzhafte Kleinigkeiten zur Stärkung angeboten.Von Bobbin aus gelangt man außerdem ziemlich schnell in den Ort Glowe und dann auf die sogenannte Schaabe. Ein ungefähr 12 Kilometer langes Stück Land, welches an seiner breitesten Stelle gerade mal 2 Kilometer misst und einerseits von der Ostsee und andererseits vom Großen Jasmunder Bodden begrenzt wird. Auf der Boddenseite laden Wanderwege durch Kiefernwälder, Moore, Schilfflächen oder über die Deiche am Ufer zum Erleben der Natur ein. Auf der Ostseeseite hingegen glänzt die Schaabe mit einem der schönsten Badestrände Rügens, der sich zwischen den Orten Glowe auf dem Jasmund und Juliusruh auf Wittow befindet. Womit bereits gesagt ist, dass auf die Schaabe die Halbinsel Wittow folgt, die den meisten durch einige markante Sehenswürdigkeiten bekannt sein dürfte: Kap Arkona mit seinen Leuchttürmen, das denkmalgeschützte Fischerdorf Vitt mit seiner kleinen Kapelle und Putgarten mit dem Rügenhof.

 

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Einführung

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Auf dem Mönchgut


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